FREILICHTMUSEUM GÖCSEJ

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Göcsejer Dorfmuseum Ausstellungsleiter

Im nordwestlichen Stadtgebiet von Zalaegerszeg, am toten Zalaarm, auf einem Auen- und Graseplatz wurde das erste ethnographische Freilichtmuseum von Ungarn, das Freilichtmuseum Göcsej errichtet. Es wurde im August 1968 eröffnet.

In Ungarn erinnern drei Freilichtmuseen, mehrere bewahrte Volksdenkmäler, Denkmalgruppen, Heimatmuseen verschiedener Gebiete den Besucher an die Volksbauweise und Wohnkultur des Südwestgrenzgebietes. In Szentendre, in dem Ethnographischen Freilichtmuseum wird die Region Westtransdanubien dargestellt, dessen Gebäude die Bauernhaus- und Wohnkultur der Region Őrség (Komitat Vas), Göcsej und Hetés (Komitat Zala) repräsentieren. In Szombathely, die in dem Museumdorf von Vas aufgebauten Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude veranschaulichen die archaischen Bautypen des IComitates und deren weiterentwickelte Varianten. Beim Aufbau des Göcsejer Freilichtmuseum in Zalaegerszeg hatte man die Absicht, durch die noch vorhandenen schönsten Beispiele der alten Bautypen die Entwicklungslinie, die am Ende des 19. Jahrhunderts schon zu vergehen schien, zu dokumentieren. In diesem regionalischen Freilichtmuseum wurde ein kleines Dorf rekonstruiert. Es besteht aus Bauernhöfen und hat beinahe 50 ursprüngliche Gebäude. Diese Gebäude stellen die charakteristische Volksbauweise und die Bautechnik von Göcsej (Komitat Zala) und auf dessen Randgebiet zur Schau. Die Einrichtung der Häuser macht die Wohnkultur der Bauern der Region vom Ende des letzten Jahrhunderts anschaulich.

Die bewaldete, von tiefen Flußtälern gegliederte Hügellandschaft des Komitates Zala hat einen subalpinen Charakter. Es ist eines der niederschlagreichsten Gebiete Ungarns, der Boden ist für Pfianzenbau wenig geeignet. Die Hügel waren noch Anfang des 19. Jahrhunderts mit riesigen Eichen- und Buchenwäldern überzogen, in den Waldungen sind auch Kiefern zu sehen. Die Hügelhänge und -rücken sind mit gelblichem, rötlichem Mergellehmboden bedeckt. Die Täler waren früher moorige, sumpfige Gebiete, die beim Tauwetter oder beim Regen überschwemmt wurden, Zum Niederlassen waren also eher die Hügelhänge oder seltener die Hügelrücken geeignet.

Die Landschaft Göcsej liegt auf dem hügeligen Gebiet von dem Fluß Zala und den Bächern Kerka und Válicka umfasst. Die genaue Grenze kann man nicht bestimmen, anscheinend gibt es aber von einander abweichende geographische und ethnographische Grenzen.

Nach unseren Kenntnissen ist Göcsej zum ersten Mal 1689 als "Göböcse" erwähnt. Anfang des 19. Jahrhunderts versuchten mehrere Forscher den Ursprung des Wortes zu erklären. Eininge lassen es aus dem Wort "göcs" (Knoten, Scholle), andere aus dem "göcsörtös" (holprig) oder "görbe" (krumm) stammen; diese Bedeutungen weisen auch auf die geographischen Gegebenheiten.

Göcsej ist die Gegend der Weiler - sagt man. Die Weiler bedeuten die charakteristischste Siedlungsform der Region, die eigentlich Häusergruppen von loser Beziehung waren. Sie befanden sich auf Hügelhängen, -rücken oder auf Anhauen. Diese Siedlungsform beherrschte aber nur den nördlichen und mittleren Teil von Göcsej, auf den anderen Gebieten, am Fluß der Hügel, auf Flachgebieten kamen anderartige Siedlungen zustande.

Die Ungarn müssen sich erst nach der Landnahmezeit in der Region von Göcsej niedergelassen haben. Um diese Zeit zog sich die die bewohnten Gebiete verteidigende Grenze im Südwesten des Komitates Zala in nördliche Richtung. An der Grenze wurden Landmarken ausgestaltet, hierher wurden Grenzwächter niedergelassen. Solch eine Siedlung war auch Lövõ (Zalalövö) - dt. Schießer -, wo die Schießer wohnten. Der 'I`atarenzug zerstörte nahezu völlig diese Grenzverteidigungsorganisation; die Grenzwächter blieben aber da; die Mehrheit von ihnen wurde Leibeigene, die von den Feudalherren abhängig waren.

Auf dem Gebiet der Weiler begann die Ansiedlung erst am Ende des 10. Jahrhunderts. Die vornehmen Völker der von Stefan dem Heiligen gegründeten Uerwaltungsorganisation, der Burggespanschaft, die Burgsassen ließen sich hier nieder. Die Mehrheit von ihnen leistete Soldatendienst. Als Lohn für ihre Dienste bekamen sie nicht nur Gründe und Grundbesitze, sondern auch adelige Privilegien. Von ihnen stammten die unter Bauersumständen lebenden Kleinadeligen, deren Ansiedlung in der Ausgestaltung der charakteristischen Siedlungskonstruktion in Göcsej entscheidende Rolle spielte. Der Kern der sich ausgestaltenden Siedlung muß nämfich ein Herrenhaus je eines Kleinadeligen von Burgsaß-stammung gewesen sein. Das Grundstück wurde aus einem "szeglet" (Winkel) der Wälder auf den Hügelhängen oder -rücken ausgeschnitten - nach einigen Erklärungen stammt daraus die Benennung "szeg" - und es wurde nach dem Namen der hier niedergesessenen Familie benannt. So muß sich der Name z. B. von Kustánszeg, Gombosszeg und auch anderer Dörfer mit der Endung -szeg ausgestaltet haben.

In den Dörfern zwischen den Weilern und den Landmarken wohnten zum kleineren Teil Kleinadelige von Burgsaß-stammung, zum anderen Teil Burggesinde und -knechte von niedrigerer Rechtsstellung, die in den späteren Jahrhunderten zu Leibeigenen wurden. Die Dörfer, die sich auf Flachgebieten, an wichtigeren Wegen, an Flüssen oder Bächern people ausgestalteten, konnten sich verhältnismäßig besser ausdehen, als die Weiler. Sie hatten ein regelmäßiges Dorfbild mit einer Straße oder mit mehreren. (Ein ganz anderes Bild zeigten die Weiler mit ihren locker verstreuten Gebäuden.) Die Namen bekamen auch sie nach dem ersten Besitzer. Solche sind z. B. Budafa, Kálócfa, Náprádfa usw.

Man kann also sagen, daß es in dieser Region Jahrhunderte lang die Nachkommenen der Grenzwächter, der Burggesinde und der Burgknechte (die später Adelige oder Leibeigene wurden) lebten und leben auch noch heute. Die eigenartigen Naturverhältnisse, die charakteristischen geographischen Faktoren und die gemeinsame historische Vergangenheit boten aber den sich hier niedergelassenen Völkern von verschiedener Rechtsstellung gleiche Möglichkeiten der Bauernkultur und Lebensform an. Obwohl die Tizrkenherrschaft auch in den Dörfern von Göcsej Spuren ließ, blieb die Bauernkultur der Gegend viele Jahrhunderte lang unberührt, und bewahrte ihren archaischen Charakter auch noch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Die Zeichen der Aufgebung des traditionellen Bauernlebens waren auch hier - wie auf anderen Gebieten der westlichen Grenze - zu sehen: in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man mit der intensiven Viehzucht. Die Uorgeschichte und die Abgeschlossenheit der Region können erklären, warum hier der Lebensformwechsel erst später und langsamer stattfand als anderswo. Unsere Region hatte eine charakteristische Bauweise. Die Hofbauten wurden auch noch in der 2. Hälfte des 19. ]ahrhunderts in Viereckform angelegt: das Wohnhaus, die Kammer, Ställe und die Scheune waren unter einem Dach (mit Bundstroh gedeckt) vereinigt (Vierkanthaus, Viérkanho,. Es gab aber auch Dreiseithöfe. In den Höfen der kleineren Wirtschaften stand das Wohnhaus abgetrennt, die Wirtschaftsgebäude befanden sich um das Haus oder hinter dem Haus. Die abgeschlossene, einheitliche Form wurde also gehalten. Die Scheunen sind auf unserem Gebiet merkwürdig. Die Variationen von Scheunen mlt Kammer, StaII oder vorhalle sind beredte Zeugen für die geschnitzte und mit Beil behauene Blockbauweise. Hier wurde geflegelt, hier wurden die Wirtschaftsgeräte im Winter gelagert, und die Scheunen waren nicht selten Schauplätze familiärer Feste wie Hochzeit, Taufe usw. Zu den alleinstehenden Wirtschaftsgebäuden gehörten auch die Speicher (kástu), Kammer, Ställe und Brunnen. Alle hatten die charakteristischen Merkmale der traditionellen Holzbautechnik. Im Südwesten von diesem Gebiet war das Holz das wichtigste Baumaterial bis zur Mitte des 19. ]ahrhunderts. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden fast ohne Ausnahme aus Holz gebaut. Nur geringe Spuren von anderartigen Bauten - wo es wenig Holz gibt - findet man z. B. Gebäude aus Lehm, aus gestampter Erde oder Fachwerkbuten mit Flechtwerk. Die Holzbauweise der holzreichen Gebiete ist veränderlich. Das Material der Gebäude und Daches, die Technik, die verzierten Bauelemente bildeten die Wohn- und Wirtschaftsgebäude eigenartig. Die traditionellen Bauernhäuser standen auf Eichenholzschwellen. Ihre Wände bestanden aus behauenem lànnenholz. Die Fenster und T1iren wurden fiüher aus Eichen- und Tannenholz gemacht, aber um die Wende der 18. und 19. Jahrhunderte erscheinen auch die Gelige mit gesägter Tischlertechnik. Das Dach wurde mit doppeltem Bundstroh gedeckt. Der älteste Haustyp ist das Rauchhaus wo ein einziger heizbarer Raum die Funktion des Wohnteils erfüllte. Sein großer Ofen diente sowohl die Heizung als auch dem Kochen und Backen. Der Rauch des Ofens und der Feuerstelle fizllte den Wohnraum und fand sich einen Weg durch Fenster, Türen oder durch die Spalten der Decke ins Freie. Die große Küche des Rauchhauses empfing jede Familienmitglieder. Ihre Einrichtung entsprach nur den notwendigsten Lebensfiznktionen. Für die Volksbauweise von Westtransdanubien ist aber seit dem 18. Jahrhundert je eher das Wohnhaus mit einer mit Kachelofen gebauten Stube und mit einer Rauchküche charakteristisch. Das Museumdorf repräsenttért ein archaisches, um die Jahrhundertwende noch vorhandenes, auch auf zeitgenössischen Fotos sehbares Dorfbild von Göcsej. Die Einrichtung der Gebäude erinnert uns an die patriarchalische Lebensweise der Autarkbauernwirtschaft, obwohl auch die Gegenstände der sich verbürgerlichenden Wohnkultur des letzten Jahrhunderts hie und da erschienen. Am Eingang steht eine am Anfang des 19. Jahrhunderts gebaute Schmtéde. Sie stammt aus Hottó und stand am Dorfrand. Sie hat einen Raum und eine Vorhalle; ihr Walmdach ist mit Bundstroh bedeckt; die Wände sind aus Lehm. Ihr ausspringendes Dachgefüge ist von zwei behauenen Eichholzsäulen gehalten, ihre Vorhalle ist die Beschlaghalle. Die Einrichtungsgegenstände der Werkstatt: der Blasbalg, der Amboss, die verschiedenen Feuerzangen, die Feilen und andere wichtige Werkzeuge stammen auch vom Antang des 19. Jahrhunderts, es gibt aber einige aus der Zeit der Jahrhundertwende. Am Ende der Eingangstraßenstrecke steht ein charakteristisches, sakralisches Gebäude des Göcsejer Dorfes, der Glockenstuhl aus Budafa. Er wurde 1888 gebaut. Seine Beine stehen auf riesengroßen Eichholzschwellen und sind mit Brettern gedeckt. Die.

Konstruktion sieht wie ein Rock aus. Die Beine dehnen sich in die Höhe und halten die Glocke. Ein Helm verteidigt die Glocke. Auf der Spitze steht ein Kreuz. Das Dach und der Helm sind mit Holzschindeln gedeckt. In der Hauptstraße des Museums wurden 4 Bauernhöfe, Gehöfte ausgestaltet. Sie sind an der Straßenseite mit Zaun geschlossen. Die behauenen, geschnitzten, gehackten, geflochtenen Zäune wurden aufgrund der charakteristischen Zaunformen von Göcsej angefertigt. Vor den Häusern befinden sich Kleingärten mit den Blumen und Gewürzpflanzen der Gegend. Das Wohnhaus des ersten Gehöfts kam aus ICcílócfa ins Museum. Es ist beinahe der letzte Vertreter des Types vom breiten Krüppelwalmdach. Es ist Ende des 19. Jahrhunderts aus Holz gebaut. Ein Zimmer und eine Kammer bilden die Straßenfassade; zwischen ihnen gibt es eine 'Iir auf die Seitenlaube. Ein großer, verzierter Holzgiebel überspannt die beiden Räume. Das beschnitzte Bretterwerk des Giebels, das gestaffelte Bundstrohdach, die hervortretenden, weißen Rippen der Mauer leihen dem Gebäude eine besonders schöne Erscheinung. Seine Einrichtung spiegelt die Wohnkultur des wohlhabenden, mittelbäuerlichen Haushalts vom Ende des 19. Jahrhunderts wider. Im Zimmer stand ein Kachelofen, der von der Küche aus geheizt wurde. Im Hintergzund stehen Betten. Das eine ist ein seltsames Stück. Das aus gehobeltem Tannenholz, mit gemalten Blumen verzierte Bett ist 1848 angefertigt, stammt aus Zalabér. In der linken Ecke des Zimmers steht die Eckbank, davor ein Tisch. In der Mitte wurde ein Webstuhl aufgestellt. An den langen Winterabenden woben die Frauen an ihm die in erster Linie in der Wirtschaft gebrauchten Textilien (Blachen und Säcke), aber auch die Tischtücher mit rot-weißem Muster, die Backtücher, Handtücher und Bettlaken, sogar oft auch die Unterwäsche.

Auf dem Lehmofen und auf der Ofenbank in der Rcruchküche (ohne Schornstein) des Hauses steht Geschirr vom 19. Jahrhundert. Auf dem Ofensims wurde gekocht, und der Zimmerofen hat auch hier seine Feueröff nung. In der vorderen Kammer wurde Lebensmittel gespeichert, in der hinteren hatten die Haushaltsgeräte und die Werkzeuge ihren Platz. Auf dem Gehöft steht eine Scheune mit einem Raum (Blockbau), sie wurde Anfang des 19. Jahrunderts ii Náprádfa gebaut. In der Tenne der Scheune wurde eine Hackerbank aus 1842 ausgestellt, sie ist das älteste Stück ihrer Art in unserem Museen. Ein kleineres Bauobjekt auf dem Grundstück ist der Biénenstand auslCálócfa, in dem die Gegenstände der bäuerlichen Imkerei zu sehen sind. Der geschnitzte Galgenbrunnen kam aus ICerkafalva ins Museum. Das Wohnhaus des nächsten Gehöfts stammt aus ICávás. Es wurde 1871 gebaut. Es besteht aus drei Räumen: Zimmer, Küche, Kammer. Es hat ein Krüppelwalmdach mit Bundstroh, sein verziertes, gemalt-geschnitztes Giebelbretterwerk ist ein schönes, einfaches Beispiel der Giebel in Westtransdanubien. Die Zimmereinrichtung veranschaulicht die bäuerliche Wohnkultur mit dem Niveau der mittleren Grundbesitzer. In diesem Zimmer steht die Truhe mit gemalten Blumen von Rozália Baksa. Sie wurde 1861 gemacht. Hier stehen die schönsten, geschnitzten Stühle des Museums. Der Ofen ist ein herrliches Stück der im Museum aufgestellten Schüsselkachelöfen mit Krone. Die Küche des Hauses sieht beinahe so aus, wie die anderen Rauchküchen des Freilichtmuseums. In der Kammer befinden sich viele charakteristische Haushalts- und Wirtschaftsgeräte. Dié Scheune mr't ICammer (Blockbau vom Anfang des 19. jahrhunderts) stammt aus Lendvaákabfa. In ihrer kleinen Kammer wurde Getreide gelagert. Ihr riesiges, gefiochtenes Tor mit einem Flügel ist ein repräsentatives Objekt der Flechtwerke. Unter der Traufe der Scheune steht das seltene, aber charakteristische Arbeitsgerät der Göcsejer Wirtschaft, das sog. "Iükü" oder "lükö': Es wurde bei der Heidenabschälung gebraucht, und ließ sich mit Beinen fixnktionieren. Man muß auch das einzigartige Nebengebäude des Gehöfts von Kávás erwähnen. Es ist eine Hütte für Schnapsbrennerei aus Csöde vom Ende des letzten Jahrhunderts. Sie ist aus behauenem Eichen- und Tannenholz gebaut, die Blockspalte wurden mit Lehm gefüllt; ihr Grundriß ist siebeneckig. Das Strohdach ist kegelförmig. Hier kann man alle Gegenstände der häuserlichen Schnapsbrennerei sehen: ein ursprüngliches Kupfergerät zum Destillieren, eigenartige, irdine Töpfe unter der Tropfvorrichtung usw.

Der Walzenbrunnen aus Kávás, die Ste:ge mit ICammer aus Bagodvitenyéd und der Stal1 aus Hottó machen einem die Verhältnisse der wohlhabenden Bauernwirtschaften vom Ende des 19. Jahrhunderts anschaulich. Das dritte Gehöft repräsentiert eine arme Bauernwirtschaft aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Wohnhaus stammt aus Zalalövö. Das sog. Langhaus besteht aus einem Zimmer, einer Rauchküche, einem hinteren Zimmer und einer Kammer. Hinter ihnen wurden die Scheune, der Stall und die Steigen aufgrund einer früheren Abmessung rekonstruiert - da sie frizher abgebaut worden waren. In beiden Zimmem stehen schöne Kachelöfen. Ihre Einrichtungen spiegeln den Zustand wider wo die Menschen noch in einer Großfamilie lebten; und zwar: die Jugendfichen (Mann, Frau und Kinder) in dem vorderen Zimmer, die alten Eltem in dem hinteren.

Die jüngere Generation begnnt schon die Gegenstände der städtischen, sich verbürgerfichen den Wohnkultur zu gebrauchen, die älteren verzichten noch nicht auf die Wohnlazltur der Autarkbauemwirtschaft. In dem vorderen Zimmer ist der ,Arbeitsvorgang einer charakteristischen Winterarbeit, der des Korb- und Strohfiechtens zu sehen. Der zum Grundstück gehörene Bienenstand stammt auch aus Zalalövö, der Schweinestall vom Ende des 19. Jahrhunderts aus Ha,gyárosbörönd· der Schuppen zum Holzschlagen wurde aufgrund eines Gebäudes von Bagodvr'tenyéd rekonstruiert; die ICammer brachte man aus Gombosszeg hierher. Auf dem Hof steht ein recht interes santer Brunnen, er wurde aus einem Baustamm ausgehöhlt, er heißt "bodonkút': Die Konstrukteure fanden eine interessante und gespannte Lösung, um die Entwicklung der ,volkstümlichen Architektur während eines ganzen Jahrhunderts darzustellen. Das auf dem vierten Gehöft stehende Wohnhaus stammt auch aus Zalalövö. Sein Kern muß in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut worden sein. Dieser Teil bestand aus einer Rauchküche und wahrscheinlich aus einer Kammer. Später wurden neben die Kammer eine andere Kammer und ein Stall gebaut, damals wurde die ursprünglïche Kammer in ein Zimmer mit'Ofen umgestaltet. Zum Schluß wurde ein anderes Zimmer mit Ofen vor die Rauchküche gebaut. Das Haus besteht also schließlich aus einem Zimmer mit Ofen, einer Rauchküche, einem Zimmer mit Ofen, einer ICammer, einem Stall. Die unverputzten, freigelassenen Mauerbauten des im Museum aufgestellten Hauses lassen die architektonischen Perioden wahrnehmen. Das Wohnhaus ist nicht eingerichtet.

Auf seinem Hof steht die Scheune mit I,orhalle aus Nakutas, die eines der letzten Stücke dieser Art in unserer Gegend ist. Die vordere und Nebenseite sind gelehmte Umzäunungen, die hintere Seite ist Blockbau mit Schutzwehr (Schütt). Der innere Raum ist die Dreschscheune, Dreschtenne. Hier sind die Ackerbaugeräte der wohlhabenden Bauernwirtschaft vom Ende des letzten Jahrhunderts ausgestellt. An den beiden Seiten der Dreschtenne wurden weitere Räume für Heulagerung gebaut. Am Eingang des Gehöfts befindet sich ein Sohlen-, Skelettbau vom Anfang des Jahrhunderts. Er stammt aus Szenterzsébethe,y; und ist eine Sper:sekammer In seinem Keller wurde Wein und Kartoffeln, in der Kammer Getreide und auf dem Dachboden Mais gespeichert. Zum Gehöft gehören drei irubenschläge, sie wurden im Jahr 1930 in Hahót errichtet. Am Ende der Straße steht ein Glockenstuhl mit Helm aus Csöde. Dann geht der Besucher über eine enge Brücke (sog. "bürü' j in die weiteren Teile des Museums. Zuerst kommt man zu einem Bau mit interessantem Grundriß, zu einer sechseckigen Blockbauscheune aus Bárszentmihályfa. Diese Form sicherte die Lüftung des in großer Menge gelagerten Heus aus mehreren Seiten. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das fünfte Gehöft des Museums, der Vrérkanthof aus Csöde gebaut. Der Gebäude-komplex ist nur zum Teil rekonstruiert. Beim Abbau war nur der Wohnteil des Hauses (Zimmer, Küche, Kammer) vorhanden. Der ursprüngliche Zustand konnte aufgrund einer friiheren Abmessung und der Spuren der Abbauarbeiten wiederhergestellt werden. So entstand aus dem Vierkanthof ein riesengrosser "Herrenhof". Sein vorderes Zimmer ist eine sog. Schankstätte, wo ursprünglich Wein verschenkt wurde; die Einrichtung zeugt von diesem Zustand. Die meisterhaft geschnitzten Stühle, gemalte Truhen, die buntgemalten Glasbilder an den Wänden, die Textilien dokumentieren die Wohnkultur der wohlhabenden Bauernfamilien vom Anfang des 19. Jahrhunderts. An der Einrichtung der Küche und Kammer ist es auch zu erkennen. Das Rauchhaus aus Felsöszenterzsébet wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut. Es hat eine Rauchküche, eine Wohnkammer, Lebensmittel- und Getreidekammer und einen Stall. Auch dieser Blockbau war ursprünglich ein Vierkanthof. Es wurde mehrmals umgestaltet. Während der Abbauarbeiten stellte sich heraus, daß das Zimmer erst später zum Haus gebaut wurde. Die Ausgestaltung der Kammern, der Aufbau der Wirtschaftsgebäude, und deren Abbau geschah stufenweise.

Der älteste Teil ist allerdings die Rauchküche. Hier im Museum ist der ursprüngliche Zustand zu sehen. Über das Interieur der Rauchhäuser im Westtransdanubien haben wir wenige Angaben. Sowohl die große - auch zum Wohnen gebrauchte - Küche als auch die Wohnkammer und die Kammereinrichtung konnten nur aufgrund weniger Daten, Beschreibungen von Nachbargegenden und nach einigen recht archaischen Gegenständen rekonstruiert werden. Die Küche, die Wohn- und L.ebensmittelkammern des Hauses, die alten gezimmerten, geschnitzten Möbelstücke und die Haushaltsgegenstände stellen dem Besucher die' Atmosphäre des alten Rauchhauses zur Schau. Dié stockhohe vorratskammer (Speicher in Etagen) - ung. "kástu " oder "kásté" - war eine besondere Baulichkeit in Westtransdanubien. Heute ist nur noch ein einziger solcher Speicher aufzufinden, in Szalafõ, in Pityerszer (Komitat Vas). Der im Museum stehende Speicher ist eine Rekonstruktion. Er wurde aufgrund von Abmessungen und Ergänzungssammlungen eines seitdem schon zugrunde gegangenen Hauses rrt Kustánszeg errichtet. In dem Unterteil wurde Kartoffel. Rübe und Kraut, im Stockwerk Fett, geräuchertes Fleisch, Mehl, Schnaps und Getreide gespeichert. Der Dachboden diente zur Heulagerung. Am Anfang des 20. ]ahrhunderts gehörte ein stockhoher oder ebenerdiger "kástu" beinahe zu jeder wohlhabenden Bauernwirtschafi. Die Einwohner der Weiler beschäftigten sich neben der Viehzucht und dem Getreidebau von niedrigem Niveau auch mit Weinbau. Die Dokumenten vom 17. Jahrhundert sprechen über große Weingärten im Hotter der Dörfer und auf Hügelhängen. Diese Besitztümer gehörten und gehören auch noch heute einerseits den Bauern des Dorfes andererseits den Wirten, die weiter von dem Dorf entfernt lebten und leben. Unsere ältesten, auch noch heute auffindbaren Baulichkeiten fizr Keltern, Weinlagerung und auch für zeitweiliges Wohnen stammen aus dem 18. Jahrhundert. Auf dem künstlichen Weinberg des Freilichtmuseums von Göcsej stehen zwei solche ICelterhäuser mit Keller. Das eine kam aus Nemeshetés zu uns. Seine Baumpresse mit Spitze ist schön geschnitzt, die Anfertigizngszeit (1848) ist auf seiner Balken zu lesen.

Die zeitgenössische Einrichtung, ihre traditionellen Gegenstände repräsentieren den archaischen Charakter der Weinbergbaulichkeiten in Zala. Das andere ICeIterhaus mit Keller wurde vom Weinberg ii Zalatámok ins Museum gebracht. Auf dem geschnitzten, gemalten Götzenbaum (Eichenholz) ist die folgende Aufschrift zu lesen: "BIRÓ JÁNOS CSIPÁN SUSANNA PRESSE ANNO 1772 DIE 3 8 bris PAHOCSA ISTVÁN BÁN MÁRTON ÉS JOSA FARKAS CSINÁLTÁK". Aus der Schrift erfährt man die Anfertiizngszeit und die Namen der Anfertiger. Einer der interessanten Einrichtungs-gegenstände des Kelterhauses ist ein Tisch aus natürlichem Astholz. An der Straße steht das hier gewöhnliche Kreuz. Es ist aus Holz, sein gezacktes, mit Gehängen verziertes Dach ist mit Blech beschlagen (im Barockstil). Daran hängt der gemalte "Blechchrist". Es stammt aus Andráshida. Uom Weinberg aus kommt man über eine kleine Holzbrücke ins Zentrum des Museums. Hier steht eine Wassermühle aus dem 17. Jahrhundert. Das auf der Stelle bewahrte Gebäude ist Industriedenkmal. Die Mauern sind aus Balken und Ziegeln gebaut. Der Besucher darf drinnen in den Räumlichkeiten einen Rundgang machen. Die meisterhafte Mühlkonstruktion vom Ende des vorigen Jahrhunderts wird das letzte Beispiel der zeitgenossischen Wassermühlen in Zala sein. Links von der Wassermühle, in einem neuen, modernen Gebäude ist die ÖImühle aus Dabronc (vom Ende des 19. Jahrhunderts) ausgestellt. In dem traditionellen Haushalt in Vas und Zala wird das Kürbiskernöl auch noch heute gern gebraucht. An den langen Winterabenden wird der Kern enthülst und getrocknet. Ende des Winters oder Anfang des Frühlings wird der Kern in die Ölmühle gebracht, wo ihn der Besitzer angeröstet, und die grünlichbräunliche Flüssigkeit auspresst. Um die Wende der 19-20. Jahrhunderte funktionierten solche Ölmühlen beinahe in jedem Dorf, sie gehörten gewöhnlich den wohlhabenden Ackerwirten. Uor der Ölmühle steht eine Gnzppe von schön geschnitzten, gefärbten Hausgiebeln. Die Wohnhäuser mit geschnitzten und gemalten Brettergiebeln befinden sich hauptsächlich im Komitat Zala; Uariationen sind aber auch in den südwestlichen Dörfern der Nachbarkomitaten Somogy und Vas aufzufinden.

Die Giebel müssen von den Malertischlern geschnitzt und gefärbt worden sein, die auch die Kirchendecken der Dörfer, die Möbelstücke und die mit Zlzlpen verzierten Truhen gemalt hatten. Diese Tischler und Zimmerleute führten in unserer Region auch die Mode der gemalten Hausgiebel ein. Nach unseren Angaben wurden die ersten Giebel in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts verfertigt, sie verbreiteten sich vorwiegend während der Reformzeit (1825-48). Als Blütezeit können die fünfziger, sechziger Jahre bestimmt werden, von da an wird der traditionelle Holzbau in den Hintergrund gedrängt, und auf die Wirkung der Modeveränderung gerieten die gemalten Hausgiebel allmählich in Vergessenheit. Die heute noch vorhandenen und geretteten, verzierten Giebel sind unter einem künstlichen Dach in dem Freilichtmuseum ausgestellt. Am Ende unseres Spazierganges im Museum ist ein Meisterwerk anonymer Holzschnitzler, Zimmerleute zu sehen. Neben den Holzgiebeln steht ein Holzkreuz. Es stammt aus Teskcínd, und wurde 1910 gemacht. Vom Kreuz blicken ein Christ von schmerzbeladenem Gesicht und eine anmutige-Madonna (beide sind Meisterwerke dr vólkstümlichen Holzschnitzerei) auf den Besucher.

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